Der Kasseler Biologie-Professor Ulrich Kutschera greift die Ministerin im deutschsprachigen Drei-Länder-Kultusender 3Sat scharf an
Der Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kasse und stellvertretende Vorsitzende des Verbands Deutscher Biologen, Prof. Ulrich Kutschera, hat der Ministerin empfohlen, sie solle sich „zunächst orientieren und ein Fachbuch lesen“ (zitiert nach FAZ vom 28.6.2007).
Die Evolution sei eine bewiesene Tatsache; es gebe, so Kutschera in der FAZ, einerseits wissenschaftliche Erkenntnis und andererseits einen christlichen Mythos. Letzterer gehöre keinesfalls in den Biologieunterricht.
In der Sendung Kulturzeit des Fernsehsenders 3Sat am 5. Juli 2007 sagte Prof. Kutschera auf Fragen von Dieter Moor: „Der Kreatitionismus, also ein wörtlich verstandener biblischer Schöpfungsglaube, der direkt auf biologische Phänome übertragen wird, greift immer mehr um sich.“ Der Kreationismus stelle eine große Gefahr dar, weil „die Trennung von Wissen und Glaube aufgehoben werden könnte. Würden wir Glaubensinhalte in den Naturwissenschaften zulassen, würde das diese streng logisch-sachlich-nüchterne Denkweise auf Dauer unterwandern. Und das hätte gravierende Folgen für unser Bildungssystem.“
Die Bibel liefere, etwa im Buch Genesis beiim Weltentstehungsmythos, abschließende Antworten, die Wissenschaft liefert immer nur vorläufige Dinge, die natürlich auch revidierbar sind, so der Wissenschaftler. Kutschera kritisierte, dass „die Biologie als Schlüsselwirtschaft in unseren Schulen unterrepräsentiert“ sei. Die wenigen Schulstunden im Fach Biologie sollten nicht durch philosophisch-weltanschauliche Diskussionen angereichert werden. Das umfangreiche Wissen um die Evolutionsbiologie sollte zumindest in Ansätzen in der Schule vermittelt werden.
Jedermann könne sich anhand der Literatur und der Faktenlage sehr wohl davon überzeugen, „dass das Andersartigwerden der Organismen vom Fisch zum Primaten und dann auch zum Menschen stattgefunden hat. Lebewesen stammen von Lebewesen ab. Das kann auch ein Laie nachvollziehen“, sagte Kutschera in 3Sat.
Das unermessliche Faktenwissen der Evolutionslehre sollte zumindest in Ansätzen vermittelt werden. Evolution ist eine wissenschaftliche Tatsache. Glaubensinhalte stützen sich nicht auf Tatsachen, sondern beziehen metaphysische Aussagen mit ein. Und die Aussage, ein übergeordnetes Geisteswesen hätte alles erschaffen, erklärt gleichzeitig alles und damit nichts.“
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